Im Busch Sambias


Jetzt bin ich doch an dem Punkt angekommen, wo ich wochenlang auf einen neuen Blogeintrag warten lasse. Ich konnte mich aber nun aufraffen und diesen sonnigen und gemütlichen Sonntrag zu nutzen und mich mit meinem Laptop auf die Terrasse setzen. Damit kommt direkt das nächste Problem: Über was möchte ich heute schreiben?

Natürlich ist in den letzten Wochen viel passiert, was mich auch daran gehindert hat schon früher etwas von mir hören zu lassen. Aber der Hauptgrund dafür ist, dass ich vermutlich einfach komplett angekommen bin. Ich habe seit Monaten mal wieder einen richtigen Alltag, der mich auf Feierabend und Wochenenden freuen lässt. Und gerade in dieser Freizeit bin ich dann oft zu faul oder zu müde um mich aufzuraffen und über meine letzten Wochen zu schreiben; da ist das Sofa im Garten, ein gutes Buch und frisch servierter Kaffee auch nicht gerade hilfreich, meinen inneren Schweinehund zu überwinden.

Heute versuche ich also einfach mal die letzten Wochen ein bisschen zusammen zu fassen und zu erzählen, wie es mir geht.


Independence Day:
Am 24. Oktober feierte Sambia die 54-jährige Unabhängigkeit von Großbritannien. Zu diesem Tag bin ich mit meiner Gastfamilie und den Boardingkindern in ein Village gefahren, um Freunde (Claire und Justin) zu besuchen. Nach einer halben Stunden Autofahrt durch den afrikanischen Busch kamen wir also bei besagten Freunden an, die für diesen Tag ein Workshop zum Töpfern geplant hatten; neben uns waren also noch um die hundert andere Leute da. Falls ihr euch fragt, wie es in einem sambischen Village aussieht: Es ist wundervoll!
Es ist ruhig und liegt direkt an einem Fluss, in dem man schwimmen gehen kann. Es gibt keine Elektrizität, nur für Licht werden Batterien verwendet, und überall laufen Hunde, Katzen, Hühner und Truthähne herum. An diesem Tag war natürlich mehr los und neben Töpfern und Essen wurde auch Musik gespielt und getanzt. Währenddessen hatte ich die Möglichkeit mich mit vielen Menschen zu unterhalten (ein Deutscher war auch dabei).
Das zu Hause von Claire und Justin ist inzwischen so etwas wie mein Lieblingsplatz hier geworden. Jeder Besuch dort verspricht unterhaltsame und lustige Stunden, auf die ich mich immer wie ein kleines Kind freue.



Lagerfeuer und Musik:
Auch das nächste Erlebnis, welches sich vor einer Woche abgespielt hat, fand bei Claire und Justin statt. Der Sonntag begann wie einer dieser Sonntage, an dem man nichts Produktives macht und den ganzen Tag, mit einem leichten Kater vom Vorabend, die Müdigkeit versucht mit Kaffee zu besiegen. Und dann ändern sich die Pläne plötzlich und der Tag wird zu einem der besten, die ich je hier erlebt habe. Wir haben uns nämlich spontan dazu entschieden, wieder Claire und Justin besuchen zu gehen. Durch einen Freund, der von Kapstadt nach Kasama mit dem Motorrad gefahren ist, hatte ich die Möglichkeit die spannenden Fahrt durch den Busch auf einem Motorrad zu machen.; für mich das erste Mal und als Adrenalinjunkie eine großartige Erfahrung.
Nach einer Abkühlung im Fluss, ein paar Runden Kartenspiel und dem Abendessen wurde dann ein Lagerfeuer gemacht und Instrumente raus geholt. Und so saßen wir dann, haben Musik gemacht, gequatscht und viel gelacht bis in die Nacht hinein.




Wie es mir geht:
Mir geht es gut. Sehr gut. Ich habe ein neues zu Hause gefunden, neue Freunde und in gewisser Weise ein neues Leben. Ich bin sehr glücklich hier und bin mir auch ziemlich sicher, dass das im Großen und Ganzen so bleiben wird, bis nächstes Jahr der Zeitpunkt des Abschieds kommt.
Natürlich vermisse ich meine Familie und Freunde, mein zu Hause in Deutschland und Köln – gerade heute am 11.11. denkt man nochmal mehr an seine Heimat. Aber ich bin jetzt schon so lange hier und habe schon so viele Ereignisse in Deutschland verpasst, und mir geht es immer noch gut. Gedanken an meine Familie und Freunde zaubert mir immer noch ein Lächeln ins Gesicht und keine Tränen, weil ich sie so sehr vermisse.
Natürlich freue ich mich jetzt schon auf meine Ankunft am 10. August in Deutschland, aber zu wissen, dass das noch neun Monate sind ist gar nicht so schmerzhaft, wie ich erwartet hatte. Aber ich merke, wie schnell die Zeit vergeht: bald ist schon Dezember, dann bekomme ich Besuch, dann ist Weihnachten, dann mache ich Urlaub in Namibia, dann ist mein Zwischenseminar und wenn ich dann wieder zu Hause bin ist schon fast die Hälfte vorbei.
Das klingt momentan noch nach so viel Zeit und ich freue mich natürlich auch darüber, dass die Zeit bis zum Wiedersehen in Deutschland immer weniger wird. Aber ich weiß auch jetzt schon, dass der Zeitpunkt kommt, an dem ich mir wünsche die Zeit vergehe langsamer.

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