Kasama International School – Eine Schule im Wandel


Die Kasama International School (kurz KIS) ist die Schule, an der ich jetzt schon fast ein Jahr arbeite. Zu Beginn meines Freiwilligendienstes habe ich in diesem Blog zwar schon erklärt, um was für eine Schule es sich handelt und wie mein Alltag dort so aussieht, aber nach so langer Zeit hat sich natürlich einiges – auch für mich – verändert. Und viel mehr habe ich einen wesentlich tieferen Einblick in das System, die Strukturen und natürlich auch die Probleme dieser Schule bekommen.

In den ersten zwei Terms (von September bis Dezember und von Januar bis April) habe ich als Assistenz-Lehrerin in der ersten Klasse unterrichtet, beziehungsweise geholfen. Natürlich sind im Verlauf der Monate die Anzahl der Aufgaben und die Verantwortung gestiegen, so dass ich am Ende dieser Zeit auch mal alleine die Klasse für ein bis zwei Tage unterrichtet habe, wenn im Kollegium jemand ausgefallen ist. Besonders an diesen Tagen, aber auch an allen anderen, bin ich um 13 Uhr relativ erschöpft in den Schulbussitz gefallen und war froh endlich meine Mittagspause zu haben. Ich habe immer noch sehr großen Respekt für alle anderen Lehrer, und noch mehr für die Kinder, die fast jeden Tag bis 15.30 Uhr in der Schule sind.

Die Library mit Kopiermaschine (links)
Seit Mai wurden dann einige Lehrer neu eingestellt, was dazu führt, dass in der ersten Klasse jetzt sowieso zwei Lehrer sind und diese auch bald in zwei Klassen unterteilt wird, da sie momentan 36 Schüler hat. Mein Arbeitsplatz ist nun nicht mehr länger das zweite Lehrerpult neben Teacher Kandy, sondern die Library (Bücherei). Wie so vieles an dieser Schule ist die Library nicht mit einer solchen in meiner ehemaligen Schule in Köln zu vergleichen. Primär fungiert sie als Kopierraum, und deswegen auch als so etwas wie der all-time-Treffpunkt der Lehrer. Zu Beginn habe ich immer versucht einen Bogen darum zu machen, weil ich die Gespräche in Bemba natürlich nicht verstehe, geschweige denn mitreden kann und damals meine Schüchternheit überwogen hat. Da ich dort jetzt aber den Großteil meiner Zeit bin hat sich das doch verändert:
Meine Kollegen fangen mit mir Gespräche auf englisch an und ich verstehe auch Gesprächsfetzen in Bemba und kann manchmal zuhören und mitlachen (leider nicht, weil ich Bemba gelernt habe, sondern weil einige englische Wörter benutzt werden und man nach so langer Zeit auch mehr auf Mimik und Gestik achtet). Aber was ist nun mein Job?
Das war mir zu Beginn des Terms auch noch nicht so ganz bewusst. Durch das Lernmaterial-System in der Schule (Die Bücher werden gestellt, allerdings nicht im Original sondern nur in Kopie) steht regelmäßig einiges an Kopieren an. Das hört sich erst einmal gar nicht so aufwendig an, aber bei den Kopiermaschinen (es vergeht natürlich auch keine Woche, in der nicht beide kaputt gehen oder die Patrone leer wird) kann das ein Job sein, der mich für meine fünf Arbeitsstunden beschäftigt hält.

Nach und nach haben die Lehrer aber auch kapiert, dass ich nun ja von allen um Hilfe gebeten werden kann, und prinzipiell jede Aufgabe übernehmen kann, solange ich gerade frei bin. Mein Alltag läuft also seit dem so ab, dass ich morgens auf dem Weg zur Schule noch keine Ahnung habe, was so alles los ist und wie der Tag verlaufen wird. Ich bin so gesehen „Lehrerin für alles“. In erster Linie bin ich allerdings Mathe- und Vertretungslehrerin. Den Matheunterricht übernehme ich mehrmals die Woche in der siebten und sechsten Klasse, was mir auch mit Abstand am meisten Spaß macht. Wenn ich zurück an uns in diesem Alter denke, würde mir wohl jeder Recht geben, dass das vorpubertierende Alter das anstrengendste für Lehrer sein kann. Hier scheint es aber anders zu sein: die Klassen sind wesentlich kleiner, die Kinder hören tatsächlich auf mich wenn ich sie zur Ruhe auffordere und natürlich liegt auch schon ein Grundverständnis vor (im Gegensatz zur ersten Klasse). Als unausgebildete Lehrperson ist es nämlich viel einfacher komplexere Zusammenhänge zu erklären, als Erstklässlern beizubringen, wie man fünf plus sechs rechnet.

Ein weiterer Vorteil meines neuen Arbeitsfeldes ist auch, dass ich mehr mit allen anderen in Kontakt komme. Natürlich mit den Lehrern, die nun auch alle von mir profitieren und meine Arbeit zu schätzen wissen, und vor allem mit den Schülern. Am Ende dieses Terms werde ich wahrscheinlich die meisten beim Namen kennen, was im April für mich noch unvorstellbar war.

Zusammengefasst kann ich eigentlich nur sagen, dass ich jetzt dort bin, wo ich mich für meine Arbeit in der Schule immer gehofft habe. Zu Beginn hätte ich mir allerdings auch nicht vorstellen können alleine vor einer Klasse zu stehen, oder in den höheren Klassen zu unterrichten. Das hat sich jetzt aber mit der Erfahrung und dem gestiegenen Selbstbewusstsein geändert. Auch mit dem Kollegium bin ich viel vertrauter und merke jeden Tag, dass das auf Gegenseitigkeit beruht. All das wird das Tschüss-Sagen im August nur leider nicht leichter machen...

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