Umweltbewusstsein in Sambia und wo steht Sambia eigentlich?


Europa – Mai 2019: Zumindest in Deutschland fiel das Wahlergebnis überraschend grün aus. Wohl durch den „Fridays for Future“ ist vielen Menschen bewusst geworden, dass die Menschheit unsere Erde auf ein ernsthaftes Problem zusteuert.
Während die westlichen Länder; die Länder des globalen Nordens; seit Jahren unbeschwert, fröhlich Unmengen an Treibhausgasen in die Luft pusten, sind ausgerechnet die Länder auf der anderen Seite; die sogenannten Entwicklungsländer; meist die ersten die den Klimawandel zu spüren bekommt. Deswegen fragt man sich vielleicht: Wie sieht das eigentlich mit dem Umweltbewusstsein in eben diesen Ländern aus?
Nach einem knappen Jahr in einem solchen Land, habe ich da natürlich einen Eindruck bekommen. Ich muss aber an der Stelle sagen, dass es sich um ein rein subjektives, nicht professionell fundamentiertes Bild handelt und ich keine Zahlen und Fakten kenne.

Das erste was mir einfällt ist das sogenannte „Load Shedding“. Sambia produziert die eigen verwendete Energie zum Großteil aus Wasserkraftanlagen. Diese sind auf Grund der Jahreszeiten hier immer sehr von der Rainy Season abhängig. Die letzte Regenzeit (ungefähr von November bis März) hat es zwar hier oben in Kasama ganz schön viel geregnet, aber in anderen Teilen Sambias sah das etwas anders aus. Im Süden zum Beispiel, wo auch die meisten Wasserkraftanlagen liegen, gab es leider kaum Regen. Daraus resultiert: Es kann nicht genug Strom für das ganze Land produziert werden, um über die Trockenzeit zu kommen. Statt einfach Energie zu importieren, wie die meisten westlichen Länder es tun, heißt es für die Sambier jetzt den Strom zu teilen... bis November!
Das Ganze läuft so ab, dass für jeden der Strom täglich für vier Stunden abgestellt wird. Die Zeitspanne variiert dabei jeden Tag, ist aber immer tagsüber, da nachts die Energie nur in Krankenhäuser und ähnlichem abgestellt wird, damit diese tagsüber nicht betroffen sind.
Wie es ist, ein paar Stunden ohne Strom auszukommen, habe ich in den letzten Monaten durch häufige Stromausfälle genug erlebt. Kein Strom bedeutet nämlich nicht nur kein Licht (und es wird hier schließlich das ganze Jahr um 18 Uhr dunkel!), sondern auch kein Wasser, natürlich kein Herd und das Handy kann man auch nicht mal eben laden. Das alles ist aber Meckern auf hohem Niveau, da mehr als die Hälfte der Einwohner ja überhaupt keinen Zugang zum Strom haben. Unser Haushalt verfügt außerdem über einen Generator, der bei Bedarf das Haus zumindest im Energiesparmodus versorgt. So kommen auch die Lodges und Hotels und auch öffentliche Institutionen über die Dry Season.
Dieses Prinzip wird allerdings nicht angewendet, weil die Politiker so nachhaltig sind und sich denken „Wenn wir unsere Energie nicht natürlich aus Wasserkraft gewinnen, dann gibt es halt weniger Strom“, sondern weil dieses Land nicht die Möglichkeit und das Geld hat mal eben siebzig Prozent des Energiebedarfs durch Importe zu decken, wie Deutschland es tut.

Dieses Beispiel zum Energieverbrauch und CO2-Austoß beschreibt die allgemeine Situation ganz gut: Das Bewusstsein selbst ist hier lange nicht so stark ausgeprägt, was primär natürlich auf die mangelnde Bildung zurück zu führen ist. Aber durch nicht vorhandene Möglichkeiten und Ressourcen ist der ökologische Fußabdruck um einiges geringer als in den Industrieländern.


Ich rede hier immer von Sambia als Entwicklungsland, wirtschaftlich instabil, mangelnde Bildung, Hungersnot. Aber wie ist der Entwicklungsstand in Sambia eigentlich? Im afrikanischen, aber auch im globalen Kontext?
Südafrika, Kongo, Namibia und Ghana sind vermutlich die ersten Länder, die Leuten in Deutschland im Gespräch über Afrika einfallen. Und da weiß auch jeder wenigstens etwas über den Entwicklungsstand: Südafrika hat eine verhältnismäßig starke Wirtschaft aber eine sehr hohe Kriminalität; Kongo: Krieg und viel zu gefährlich! Namibia ist doch die ehemalige deutsche Kolonie, oder? Und politisch sicher noch dazu, da kann man mal Urlaub machen! Und Ghana? Repräsentiert Westafrika ganz gut: Französisch sprechend, Hungersnot und mangelnde Bildung, politisch nicht so richtig stabil, aber auch nicht zu gefährlich.
Und Sambia? Was ist das für ein Land? Liegt das in Afrika? Ist da Krieg?
Das waren häufige Reaktionen, als ich letztes Jahr Menschen in meinem Umfeld von meinen Plänen erzählt habe. Und auch wenn ich hoffentlich einige dieser Fragen in unzähligen Gesprächen beantworten konnte, habe ich dazu noch nie einen Blogeintrag geschrieben.

Sambia liegt im südlichen Afrika und ist flächenmäßig mehr als doppelt so groß, wie Deutschland. Sambia grenzt an Tansania, Kongo, Angola, Namibia, Botswana (zumindest ein kleiner Zipfel), Simbabwe und Malawi. 
Afrika, Sambia in rot
Die politische Lage ist einigermaßen stabil, es gibt also keinen Krieg oder eine hohe Gefahr von Anschlägen, auch im Grenzgebiet zum Kongo ist es relativ sicher.
Wie auch einige andere afrikanische Staaten hat Sambia allerdings ein großes Problem mit Korruption, was der Hungersnot und der schwachen Wirtschaft leider nicht entgegen wirkt. Sambia ist auf Platz fünf des Welthungerindexes und hat einen HDI von 0,58 und liegt damit auf Rang 139 weltweit. Der HDI (Human Development Index) versucht den allgemeinen Entwicklungsstand eines Landes wider zugeben. Er beinhaltet unter anderem Bildung und Lebenserwartung und beträgt im besten Fall 1. Wie in den meisten Entwicklungsländer arbeitet der Großteil der Bevölkerung im primären Sektor – der Landwirtschaft. In Sambia sind es ganze 80%, wobei der Anteil am Bruttoinlandsprodukt nur 5,4% beträgt. Das erklärt die hohe Armut in weiten Teilen des Landes.
Und wie ist das mit Aids?
In 2016 war Sambia auf Rang sieben. 12,4% sind HIV positiv, das Land steht damit aber hinter Namibia und Südafrika. Auf Platz eins steht übrigens Lesotho mit mehr als 27%! Also auch das ist ein großes Problem, das unter anderem auf die schlechte Bildung, aber auch auf den Glauben und die Lebensweise hier zurück zu führen ist.

Um alles zusammen zu fassen: Sambia hat starke „typisch afrikanische Probleme“, wie Hungersnot und eine hohe HIV-Rate, ist dafür aber politisch recht sicher.

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